»Daraus sollte man ein Buch machen« oder: Wie ein Buchverlag entsteht

Eigentlich und genaugenommen beginnt die Geschichte des Buchverlags und damit die Tätigkeit von Peter Hellmund als Verleger in einem – Café. Eine ihm bis dahin unbekannte junge Dame, zu der er und seine Begleiterin sich an den Tisch setzten, zog irgendwann, nachdem sie miteinander ins Gespräch gekommen waren, ein Notizbuch aus ihrer Tasche und begann, ihre selbstverfassten Gedichte vorzutragen. In heiteren Versen erzählte die Dichterin von ihrem Berufsleben und von amüsanten Vorkommnissen in der Souffleusenbox des Mainfrankentheaters Würzburg – sehr zum Entzücken und zur Freude ihrer Zuhörer. In dieser Situation soll Peter Hellmund – der Grafiker, der auch Bücher gestaltete – den unbedachten Satz »Daraus sollte man ein Buch machen« gesagt haben. Und so ist es dann auch gekommen.

Den Grafiker Peter Hellmund reizte dabei vorrangig die Aufgabe der Buchgestaltung. Ein »richtiges« Buch aber sollte der Gedichtband erst werden, nachdem der nun plötzlich zum Verleger »berufene« Gestalter mit eigenem Geld und auf eigenes Risiko die wagemutig hohe Auflage von 2000 Exemplaren drucken ließ – und entgegen warnender Stimmen über die Nicht-Verkäuflichkeit von Lyrik bereits nach einem Jahr den Nachdruck beauftragte. Aus einer gewissen Verlegenheit war – mehr aus Zufall, denn aus Planung – ein kleiner Buchverlag entstanden.

Mit regionalem Schwerpunkt

Seit seiner Gründung ist der Buchverlag Peter Hellmund zur schriftstellerischen Heimat von Autorinnen und Autoren aus Würzburg und der Region geworden. Ihre Geschichten spielen ebenfalls meist in der Gegend. An vorderster Stelle stehen die populären Lokalkrimis. In Würzburg haben die mittlerweile fünfzehn Bände des »Schoppenfetzers« bereits eine Auflage von mehr als 100 000 erreicht. Schriftstellerisch kriminell geht es auch in Schweinfurt und im Raum Kitzingen zu. Eine fünfbändige Kinder-Krimi-Reihe, die ebenfalls in Würzburg spielte, fand großen Zuspruch unter den jungen Leserinnen und Lesern. Regional präsentiert sich das Programm des Verlags auch bei Erzählbänden, bei illustrierten Gedichtbänden – über die Würzburger Stadtgeschichte oder das Mainfränkische Museum – oder mit einem Bierführer Mainfranken. Das Programm gibt eine Richtung vor, zwingt den Buchverlag aber in kein inhaltliches Korsett.

Herzensangelegenheiten

Die Lokalkrimis bilden die wichtige wirtschaftliche Basis des Buchverlags Peter Hellmund. Sie eröffnen dem Verleger den (finanziellen) Spielraum, auch Buchprojekte zu verwirklichen, die nicht unbedingt den wirtschaftlich ausgerichteten Grundsätzen folgen müssen – sie dürfen auch dem Herzen des Verlegers folgen. Aus diesen Herzensangelegenheiten sind zum Beispiel der autobiografische Roman einer in der Nähe von Würzburg lebenden Afghanin entstanden, die mit ihren drei Kinder aus der Heimat geflohen war und nun über ihre Kindheit in Afghanistan berichtete. Oder der dokumentarische Bildband eines Würzburger Studenten des Kommunikationsdesigns, der Aufnahmen vom mittlerweile abgeschalteten Kernkraftwerk Grafenrheinfeld erstellt hatte. Oder der ambitionierte Bali-Roman, mit dem der Autor der Schweinfurter Krimis die regionalen Grenzen überschritten hat. Oder zuletzt der Lyrikband des in München lebenden Dichters SAID, der mit dem Friedrich-Rückert-Preis der Stadt Schweinfurt ausgezeichnet worden ist. Diese Aufzählung ließe sich um illustrierte Gedichtbände über die Geschichten der Brüder Grimm oder Mozart-Opern, um Kunstbände oder um Sachbücher beliebig fortführen. Das ist es auch, was den den Reiz des Verlegens ausmacht.

Der Ein-Mann-Verlag

Peter Hellmund, der Verleger, den es nach seinem Studium der Geschichte zunächst in den freiberuflichen Journalismus führte und der über die Arbeit in einer Werbeagentur seine Passion für Grafikdesign und schließlich speziell für die Buchgestaltung finden sollte, nähert sich der Tätigkeit des Verlegers mehr aus der gestalterischen Richtung. Ergänzend zu den vornehmlich buchgestalterischen Arbeiten des Verlegers führt Peter Hellmund seinen Buchverlag als Ein-Mann-Unternehmen. Unterstützung bei der Manuskriptauswahl und dem Redigieren der Texte erhält er von einer freiberuflichen Lektorin.

Im Buchverlag Peter Hellmund erscheinen Bücher, die Gefallen bei Leserinnen und Lesern finden sollen, die vor allem aber auch dem Verleger gefallen müssen. Deshalb folgt der Verlag keiner strengen Vorgabe, wie viele Neuheiten im Jahr erscheinen sollen oder müssen. In einigen Jahren waren es nur vier Titel, in anderen Jahren dafür acht. In der Gesamtheit haben sie sich auf achtzig Bände in den vergangenen fünfzehn Jahren summiert, von denen jeder eine Geschichte zu erzählen hat.